BEMpsy war bei der 4. Sylter Inseltagung

25.01.2023
Eine Person steht vor Publikum. An der Wand hinter ihr ist eine Präsentation zum Thema "Führung und BEM" zu sehen

Bildquelle: Institut für Arbeitsfähigkeit

Bei der 4. Sylter Inseltagung „Führung mit Herz und Hirn - Im Umgang mit psychischen Herausforderungen und Beeinträchtigungen: Wohin soll das führen?“ des Instituts für Arbeitsfähigkeit konnten die Teilnehmenden durch drei Vorträge aus dem Projekt BEMpsy viel Interessantes über unser Vorhaben erfahren.

Die stellvertretende Projektleitung Kathrin Moreno Superlano stellte in ihrem Vortrag den „Erfolgsfaktor Führung im betrieblichen Eingliederungsmanagement“ vor. Damit das BEM gelingt, sollte es beim BEM-Prozess vorerst Gespräche mit einer neutralen Fallmanager*in geben. Erst wenn es um die Umsetzung geht, sollte ein Gespräch mit der Führungskraft stattfinden. Zum Thema Stigmatisierung im betrieblichen Umfeld liege noch ein großes Stück Arbeit vor uns, so Superlano. Sie informierte außerdem über ein E-Learning-Tool, das sich gerade in der Entwicklungsphase befinde. Dies soll vor allem für Führungskräfte nutzbar sein und nach Fertigstellung kostenfrei auf der BEMpsy Plattform zur Verfügung stehen.

Darauf folgte die Referentin Waltraud Rinke, Vorsitzende der Depressionsliga. Sie verkörperte die Rolle der ehemaligen Führungskraft sowie die der selbst Betroffenen und bringt daher als Netzwerkpartnerin bei der Entwicklung der BEMpsy Plattform vielfältige Expertise mit. Rinke stellte fest, dass der BEM-Prozess aus Sicht vieler Führungskräfte noch ein notwendiges Übel darstelle. Oft herrsche auf Arbeitgebenden- und Führungskraftseite große Unwissenheit und Unsicherheit gegenüber dem jeweiligen Krankheitsbild. Hier gelte es für Aufklärung und Unterstützung zu sorgen. Außerdem wies Rinke auf das Stigma als sog. 2. Krankheit hin und die Wichtigkeit, Destigmatisierung in unserer Gesellschaft voranzutreiben.

Daran konnte Christine Groß von der Münchner Stadtentwässerung (MSE) exzellent anknüpfen mit ihrem Thema „Wie knacken wir das Tabu? Eine Destigmatisierungs-Kampagne am Beispiel der Münchner Stadtentwicklung“. Sie zeigte beispielhaft die unterschiedlichen Komponenten, die sich innerhalb eines Jahres im BEMpsy Projekt zu einer sehr erfolgreichen Anti-Stigma-Kampagne zusammenfügten. Im Unternehmen wurde eine dafür eigens entwickelte Posterausstellung durchgeführt. Eröffnet wurde diese mit dem offiziellen Song der grünen Schleife „Hier ist was in Bewegung“ von David Floyd. Die grüne Schleife, als kleine Anstecknadel an alle Kolleg*innen verteilt, ist ein Symbol für eine Gesellschaft, die offen und tolerant mit psychischen Erkrankungen umgeht und Tabuisierungen ablehnt.

Ein wichtiges Gesicht der Kampagne ist der stellvertretende Vorsitzende des Personalrats der MSE, der auch gleichzeitig Betroffener ist. Er gab persönliche Einblicke in seine eigene Erkrankung. Dabei gelang es ihm authentisch, den richtigen Umgang mit diesem sensiblen Thema im Unternehmen zu beschreiben. Außerdem engagiert er sich für betroffene Kolleg*innen.

Ein weiterer wichtiger Beitrag zur Anti-Stigma-Kampagne waren sog. Mood-Suits der Shitshow. Diese speziell entwickelten und angefertigten Objekte konnten Interessierte anprobieren und sich dadurch in für Depressionen typische Empfindungen hineinversetzen.

An den drei Seminartagen an der Nordsee wurden Good-Practice-Beispiele und Strategien von und für Unternehmen und Beschäftigte in den Mittelpunkt gestellt, die eine positive, wertschätzende Führungs- und Unternehmenskultur entwickeln und leben. Mit einem prall gefüllten Koffer an neuen Ideen und Impulsen haben die Teilnehmer*innen und Referent*innen nach drei Tagen etwas wehmütig, aber voller Tatendrang die Insel verlassen.